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Gesunde Führung = Kuschelkurs ? Belastungssignale erkennen

Margit Urban • 29. Mai 2020

Bedeutet "Gesund führen" - Kuschelkurs fahren?

Nein sicherlich nicht. Gesund führen heißt vielmehr die individuellen, sozialen Bedürfnisse und Ziele der Mitarbeiter*innen zu erkennen und in Einklang mit den Zielen des Unternehmens zu bringen. Kurz gesagt: Sind Mitarbeiter*innen gesund und motiviert, ist auch gleichzeitig viel für die Produktivität des Unternehmens getan. 
   
Ob sie wollen oder nicht Führungskräfte sind eine Arbeitsbedingung und tragen maßgeblich zur Arbeitszufriedenheit von Mitarbeiter*innen bei.



Wertschätzung ist das 2. Gehalt
Eine Umfrage des infas Institut im Auftrag der Zeit (Zeit.de) hat ergeben, dass 74% der befragten Arbeitnehmer*innen sich einen Vorgesetzten wünschen, der sie dabei unterstützt, sich weiterzuentwickeln. Noch nicht einmal die Hälfte erlebt dies tatsächlich. Ganz oben auf der Wunschliste steht Anerkennung und Wertschätzung durch den Chef, jedoch nur knapp 50% erhalten diese.

 In einer weiteren Studie (Kraftwerk Anerkennung) gaben fast 60% der Befragten an, nur einmal im Monat oder seltener eine Anerkennung oder ein Lob am Arbeitsplatz zu erhalten. Im gewichteten Schnitt liegen 75 Tage zwischen zwei positiven Rückmeldungen. Wenn Anerkennung und Wertschätzung ein zentraler Einflussfaktor auf die Gesundheit der Mitarbeitenden ist, was bedeutet gesund Führen in diesem Zusammenhang? 

Gesund führen heißt sich selbst und andere führen

Gesund führen zu können, setzt die Fähigkeit der Selbstreflexion bei Führungskräften voraus: Was treibt mich an? Was ist mir wichtig, worauf lege ich Wert? Wie denke ich über mich und andere? Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen gegenüber anderen?

Als Führungskraft muss ich wissen, was meine eigenen Bedürfnisse sind, damit ich die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter*innen erkenne und berücksichtigen kann. 

Gesund führen heißt, klar zu kommunizieren, nachvollziehbar zu handeln und sich wertschätzend sich selbst gegenüber und anderen zu verhalten. Mitarbeitende vermissen oft die Transparenz in ihrem Unternehmen. Wenn wenig geredet wird, sinkt die Empathie bei steigendem Stresslevel. Stressige Situationen gibt es zu hauf in Unternehmen, umso wichtiger ist es dann, durch gesundes Führen gegenzusteuern und für ein gutes Betriebsklima zu sorgen.


Beispielmaßnahmen wie Sie „Gesund führen“:
  • * Zeit nehmen für den Mitarbeitenden
  • * Rückmeldung/ wohlwollendes Feedback geben
  • * Lob und Anerkennung aussprechen
  • * Aufmerksamkeit zeigen
  • * soziale Unterstützung geben
  • * Sicherheit geben durch Transparenz und Berechenbarkeit
  • * Unternehmensziele- und Strategien klar kommunizieren
  • * regelmäßiger Austausch in Form von „Jour fix“, Wochen- bzw. Monatsmeetings
  • * Mitarbeitergespräche, Willkommensgespräche, 
  • * Konsequent sein – „Sagen Sie was Sie tun – Tun Sie was Sie sagen“
  • * Erwartungen an den Mitarbeitenden klar äußern
  • * Belastungen herausfinden: Rückmeldung über Aufgabenmenge, zu Prioritäten der Aufgaben, über Zeitressourcen,                       einholen, auf fachliche Kompetenzen/ Eignung achten
  • * ein soziales Betriebsklima schaffen
  • * Fairness vorleben

Je mehr Faktoren zur Belastung werden, umso mehr reagiert unser vegetatives Nervensystem in Form von Beanspruchungen.



Körperliche Warnsignale bei sich selbst und den Mitarbeitenden erkennen:
  • Schmerzhaftes Greifen an den Rücken (z.B. Rückenbeschwerden)
  • ungewöhnlicher/ auffälliger Gang (z.B. Rücken- und/ oder Gelenkschmerzen)
  • Selbstmassage der Stirn oder Schläfen (z.B. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche)
  • Häufiges Augenreiben (z.B. Wassermangel, zu viel Bildschirmarbeit, schlechte Klimaanlage)
  • Drehen des Kopfes gegen Nackenverspannungen (z.B. Nackenschmerzen, HWS-Probleme)
  • Schmerzverzehrter Gesichtsausdruck (z.B. Kopfschmerzen)
  • Häufiges Gähnen (Z.B. Übermüdung, Schlafstörungen)
  • Auffällig und dauerhaft rote Gesichtsfarbe (z.B. Bluthochdruck)
Das sind nur Beispiele für körperliche Störungen, welche ihre Ursache bei der Arbeit und auch im Privaten haben können. Hier gilt aufmerksam Veränderungen wahrzunehmen. Bei Veränderungen zum bisherigen Verhalten sollten die Alarmglocken läuten.

Psychische Überforderung bis hin zur Burnout-Gefahr haben ebenfalls Frühindikatoren und können mit etwas Aufmerksamkeit von Chefs wahrgenommen werden. 

Warnsignale für psychische Überlastungsgefahren wahrnehmen:
  • Reduziertes Interesse
  • Nachlassendes Engagement
  • Stottern
  • Schuldzuweisungen als emotionale Reaktion
  • Desorganisation
  • Erhöhter zeitlicher Aufwand für gewohnte Aufgaben
  • Höhere Fehlerquote
  • Nachlassende Zuverlässigkeit und Unpünktlichkeit
  • Ironie, Sarkasmus
  • Ständiges Klagen und allgemeine negative Sicht der Dinge
  • Sozialer Rückzug
  • Aggressivität
Führungskräfte sind keine Ärzte und Therapeuten!

Die Lösung liegt im Naheliegenden und doch so schwer 
  •  Zeit nehmen,
  •  Hinhören und entsprechende Unterstützung anbieten.
Lohn allein ist kein Anreiz, um Fachkräfte zu gewinnen und dauerhaft an ein Unternehmen zu binden. Unternehmen müssen 
  • attraktive Angebote machen,
  • ihre Personalpolitik kreativ und aufgeschlossen gestalten, 
  • sich von Standardmaßnahmen lösen und
  • gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden nach Lösungen suchen.
Gesund Führen heißt nicht, den „Vorturner“ machen zu müssen. Es ist eine grundsätzliche Haltung, welche eine Führungskraft mitbringen sollte:

„die 4 M - Man muss Menschen mögen“.

Dann ist der erste Schritt in Richtung eines mitarbeiterorientierten, gesundheitsförderlichen Führungsstils getan. 


Ich zolle jeder Führungskraft großen Respekt, die es schafft, sowohl sich selbst und seine Mitarbeitenden zu führen. 

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Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben in diesen herausfordernden Zeiten alles erdenklich Gute und viel Kraft!
Bleiben Sie gesund und gut gelaunt!

Herzlichst Ihre

Margit Urban
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